Spätes Leben, neue Drogen? Ab 70 und Heroin. Ein schwieriges Thema.
Der Gedanke an einen 70-Jährigen, der Heroin konsumiert, ist für viele schockierend. Es widerspricht dem gängigen Bild vom Alter und dem Ruhestand. Doch die Realität zeigt: Drogenkonsum im Alter ist ein wachsendes Problem, das viel zu wenig Beachtung findet. Dieser Artikel beleuchtet die Ursachen, die Herausforderungen und die Möglichkeiten des Umgangs mit dieser komplexen Thematik.
Warum greifen Senioren auf Heroin zurück?
Es gibt keine einzige Antwort auf diese Frage. Die Gründe sind vielfältig und individuell, oft ein komplexes Zusammenspiel verschiedener Faktoren:
- Chronische Schmerzen: Viele ältere Menschen leiden unter chronischen Schmerzen, die durch herkömmliche Schmerzmittel nicht ausreichend gelindert werden. Heroin bietet eine – wenn auch hochgefährliche – Möglichkeit, diese Schmerzen zu betäuben.
- Einsamkeit und Isolation: Alter kann mit Einsamkeit und sozialer Isolation einhergehen. Drogen können als eine Art Selbstmedikation gegen diese Gefühle dienen, eine Flucht vor der Realität.
- Verlust und Trauer: Der Verlust von geliebten Menschen, die eigene Sterblichkeit und der Verlust von Unabhängigkeit können zu einer existenziellen Krise führen, die mit Drogenkonsum bewältigt werden soll.
- Vorbelastung: Wer bereits in jüngeren Jahren Drogen konsumiert hat, kann im Alter zu seinem alten Konsummuster zurückkehren, besonders wenn andere Bewältigungsmechanismen fehlen.
- Zugänglichkeit: Die Verfügbarkeit von Drogen spielt ebenfalls eine Rolle. Im Alter kann die Mobilität eingeschränkt sein, aber der Zugang zu Drogen über soziale Netzwerke oder Online-Plattformen ist dennoch möglich.
Die besonderen Herausforderungen des Heroinkonsums im Alter
Der Heroinkonsum im Alter stellt besondere Herausforderungen dar:
- Gesundheitliche Risiken: Das Herz-Kreislauf-System ist im Alter oft vorgeschädigt. Heroin stellt eine enorme Belastung dar und erhöht das Risiko für Herzinfarkte, Schlaganfälle und andere lebensbedrohliche Komplikationen.
- Kombination mit Medikamenten: Viele Senioren nehmen bereits mehrere Medikamente ein. Die Kombination mit Heroin kann zu gefährlichen Wechselwirkungen führen.
- Soziale Isolation: Der Drogenkonsum kann die ohnehin schon bestehende soziale Isolation verstärken und die Angehörigen zusätzlich belasten.
- Diagnose und Behandlung: Der Heroinkonsum im Alter wird oft übersehen oder falsch interpretiert. Die Diagnose und die Behandlung erfordern ein hohes Maß an Sensibilität und Expertise.
Was kann getan werden?
Die Bekämpfung des Heroinkonsums im Alter erfordert ein multidimensionales Vorgehen:
- Frühe Erkennung: Angehörige und medizinisches Personal müssen sensibilisiert werden, um den Drogenkonsum im Alter frühzeitig zu erkennen.
- Spezifische Behandlungsprogramme: Es braucht spezielle Behandlungsprogramme, die die besonderen Bedürfnisse älterer Menschen berücksichtigen. Diese Programme müssen die körperlichen und psychischen Beeinträchtigungen im Alter einbeziehen.
- Unterstützung für Angehörige: Angehörige benötigen Unterstützung und Entlastung. Selbsthilfegruppen und Beratungsstellen können hier wichtige Anlaufstellen sein.
- Prävention: Präventive Maßnahmen, die sich an ältere Menschen richten, sind ebenfalls wichtig. Dies könnte z.B. die Aufklärung über die Risiken des Drogenkonsums und die Förderung sozialer Kontakte umfassen.
Spätes Leben, neue Drogen? Diese Frage ist erschreckend, aber wichtig. Nur durch ein offenes Gespräch, Sensibilität und ein angepasstes Behandlungsangebot kann man den betroffenen Senioren helfen. Das Schweigen über dieses Problem darf nicht länger fortgesetzt werden. Es braucht mehr Forschung, mehr Aufklärung und mehr Unterstützung für alle Beteiligten.